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Astana, Almaty und sehr viel „Nichts“

Wir kommen am Freitag den 2. August in Kasachstan an. Der Grenzübergang verläuft eigentlich unkompliziert, aber die Hitze macht uns zu schaffen. Tinka fühlt sich vermutlich wie im Backofen. Nach der Grenze fahren wir direkt nach Semei und sind schon mal positiv überrascht, wir hätten weniger erwartet. Erst machen wir die üblichen Besorgungen, wie Bargeld und SIM-Karten, danach beschließen wir uns heute mal eine Pizza zu gönnen. Allerdings dürfen wir mit Tinka nicht in die Pizzeria, weshalb es dann ein paar Häuser weiter Burger gibt. Sehr originell, ohne Besteck, dafür mit Latex-Handschuhen serviert.
Schon ein wenig spät dran, nach einem langen Tag gestaltet sich die Suche nach einem passenden Plätzchen für die Nacht auch noch schwieriger als gedacht. Als wir dann aber fündig werden, genießen wir noch einen traumhaften Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen sind wir früh auf den Beinen, wie auch die kasachischen Fischer. Nach einem kurzen Plausch machen wir uns wieder auf den Weg. Schnell stellen wir fest, viel zu sehen gibt es erstmal nicht. Steppe, Stromleitungen, Friedhöfe und jedes einzelne Dorf ist von Ruinen gesäumt. Ein kleiner Abstecher zu einer verlassen Sovjetstadt und dazugehöriger Airbase gibt auch weniger her als erwartet. Ein wenig deprimierend ist das schon und die Straßen sind auch nicht in bestem Zustand. Trotzdem finden wir für die Nacht immer wieder schöne Plätzchen, was Andi natürlich nutzt um mit der Drohne seine Runden zu drehen. So kommt es daun auch zum ersten Unfall mit Personenschaden, als das Ding plötzlich von selbst zur Landung ansetzt und nach einer Kollision mit der Wasserflasche mein Schienbein touchiert.
Am 5. August erreichen wir Astana und staunen nicht schlecht. Uns bietet sich plötzlich ein ganz anderes Bild. Eine riesige Stadt mitten im „Nichts“. Modern, Prunkvoll, jedoch für eine Großstadt fast ein wenig verlassen. „Little Dubai“ nennt man die Stadt und das wie ich finde zu recht. Wir erkunden die Gegend auf den Fahrrädern. Und immer wieder wundern wir uns darüber wie wenig Menschen auf den Straßen unterwegs sind, sehr untypisch. 
Am 7. August brechen wir wieder auf. Es geht nun ungefähr 1.200 km in Richtung Almaty. Und nach nichtmal 300 km entwickeln sich die Straßen zu Buckelpisten. Das hat natürlich Konsequenzen und so müssen wir schon am nächsten Tag feststellen, dass unser Dachträger unter der Belastung einfach nachgegeben hat. Wir versuchen einen Aluschweißer aufzutreiben. In Balqasch fahren wir an einen riesigen Eisblauen See. Als wir ankommen sind wir schon ein wenig verwundert. Erst durch eine ganze Stadt aus Ruinen taucht plötzlich wieder Leben am Straßenrand auf und als wir am Strand ankommen, könnte man meinen wir stehen am Ballermann. 
Später am Abend kommen wir dann mit zwei Kasachen ins Gespräch. Einer der beiden, Peter, spricht sogar Deutsch. Der andere „Onkel Mucha“ (Onkel Fliege) ist sofort eifrig daran einen Schweißer für uns aufzutreiben. Und für die Sprachbarriere hat er auch sofort eine Lösung, er ruft einfach seine Tochter an, die englisch spricht und mir dann am Telefon übersetzt was er zu sagen hat. Die beidem kommen dann auch nochmal wieder, mit einem besonderen Gefährt, einer Gitarre, Chips und Bier. So quatschen wir noch eine Weile und „Onkel Mucha“ singt uns lieder aus seiner Zeit im Afghanistan Krieg vor.
Am nächsten Morgen will uns Peter eigentlich um 9 Uhr abholen und zur Werkstatt bringen. Um 10 Uhr gibt’s immer noch keine Spur von ihm und er geht auch nicht ans Telefon. Also beschließen wir weiter zu fahren. Auf dem Weg treffen wir dann auf „Onkel Mucha“ und seine Tochter. Peter hat ohne uns weiter gefeiert und liegt noch in den Federn. Also bringen uns die beiden in die Stadt, wo wir zwar keinen Schweißer finden, aber die kasachische Polizei uns, die gleich mal € 235,- Strafe kassieren möchte. Für die nicht erlaubte LED-Bar. Die haben wir aber in Null Komma nichts abgeklebt. Ainur sitzt mit Andi im Polizeiwagen und übersetzt, sie erklärt den Polizisten wir seien ihre Gäste und wir kommen dann ohne Strafe davon. Nach der Ganzen Aufregung gibt es dann noch Tee und was zu essen bei ihnen zu Hause, wir bekommen eine Führung durchs ganze Haus und dürfen auch noch unseren Wassertank auffüllen. Danach gehts über katastrophale Straßen und durch eintönige Landschaft weiter in Richtung Almaty. 
Als wir Almaty erreichen können wir es kaum glauben, hinter der Stadt ragen plötzlich die Berge hervor. Irgendwie ein unwirkliches Bild, nachdem wir nun tagelang nichts als endlose Steppe gesehen haben. Gleich als wir in die Stadt reinkommen kann ich einen Aluschweißer entdecken und der macht sich dann auch gleich ans Werk um unseren Dachträger zu reparieren. Weil‘s aber scheinbar noch nicht reicht, bemerken wir auch noch, dass uns bei einem Reifen die Luft ausgeht. So machen wir uns während geschweißt wird an die Arbeit und wechseln den Reifen. Das können wir schon ganz gut, selbst mit Zuschauer, ungefähr fünf an der Zahl. 
Danach suchen wir uns ein Plätzchen in einem Park. Es dauert nicht lange, da spricht uns ein Paar aus Almaty an, Larissa und Murat. Die beiden geben uns gleich ein paar tolle Tipps und dann ruft Larissa noch ihre Tochter an, die im Tourismusbüro arbeitet. Also Informationen aus erster Hand. Später sprechen uns dann noch zwei Pärchen an und wir unterhalten uns eine Weile. Wir bekommen noch die Telefonnummer, falls wir Hilfe brauchen. Sehr nett die Kasachen. Als wir am nächsten Morgen aufstehen findet direkt vor unserer Haustür ein Hundetraining statt. So etwas haben wir nur in Almaty gesehen, der Großteil der Kasachen reagiert eher mit panischer Angst auf Hunde. Selbst bei unserem Zauberlehrling.
Unsere Stadtbesichtigung beschränkt sich dann eher auf die Suche nach einer Reifenbude. Unser timing ist wiedermal perfekt, es sind Feiertage in Kasachstan. Also geht es dann erstmal in die Berge, nach Shymbulak. Wir spazieren ein wenig herum und genießen die Aussicht. Danach machen wir uns auf den Weg zum Big Almaty Lake. Ein Bergsee auf 3400 Metern höhe. Die beste Idee war das nicht, denn aufgrund der Feiertage fährt gefühlt ganz Almaty hier hoch und irgendwann ist die Straße komplett blockiert. Wir sind aber zum Glück schon am See und beschließen den Trubel dort abzuwarten. Wir sitzen auf einem Felsen mit Blick auf den See, als uns plötzlich jemand auf Deutsch anspricht. Adhi, ein Induneser der eine Weile in Österreich gelebt hat und jetzt ebenfalls mit seiner Freundin, seinem Bruder und ein paar Freunden durch die Welt tingelt.
Wir fahren dann später noch ein Stück runter und verbringen die Nacht auf einem tollen Platz den wir beim rauffahren schon entdeckt haben. Am nächsten Morgen geht’s dann die schmalen Straßen wieder nach unten und ab in die Werkstatt. Dort sind wir dann endlich an der richtigen Adresse, unser Reifen wurd repariert und auch unser Heckträger noch ein wenig optimiert, der hatte auch schon Schwachstellen aufgewiesen. Danach machen wir uns auf den Weg in Richtung Kirgistan.
Es gibt noch einen Canyon den wir uns ansehen wollen. Jeder den wir getroffen haben hat uns davon erzählt, mit den Worten: „Like America“
Und was soll ich sagen, ich war noch nie in Amerika, aber ich denke die Beschreibung triffts. Allerdings kommen wir dort um die Mittagszeit an und es ist brütend heiß. Deshalb lassen wir den Spaziergang durch den Canyon ausfallen und fahren ein Stück weiter. Ein Plätzchen am Wasser ist unser Ziel. Dort angekommen fühlen wir uns fast wie zu Hause, könnte auch ein Platz an der Steyr sein. So genießen wir den letzten Nachmittag am Wasser und machen uns am nächsten Morgen auf nach Kirgisistan.

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Kommentare: 1
  • #1

    Sonja Chameena (Mittwoch, 30 Oktober 2019 07:17)

    Grias eich ihr Drei Süssen!Ein toller Bericht,spitzen Foto. Diese Sonnenaufgänge- einfach nur klasse!!!
    Lasst es weiterhin gut gehen���lg. Mam