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Nationalpark-hopping

Am Sonntag den 21. April machen wir uns wieder auf den Weg. Von Karosta aus, geht es in Richtung Kuldiga. Kurz vor der Stadt machen wir aber nochmal halt. Uns plagt der Hunger und wir haben ja auch keinen Stress. Wieder per App finden wir ein tolles Plätzchen im Wald und dort können wir dann auch endlich mal ein bisschen draußen sitzen. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen. Am nächsten Morgen wird erst gefrühstückt und danach muss ich mal wieder meine Scheren auspacken. Andi´s Haare müssen geschnitten werden und auch mir wird die Maschine angesetzt. Frisch frisiert geht´s dann weiter nach Kuldiga, dort wartet der breiteste Wasserfall Europa´s auf uns. Hoch ist der nicht, aber trotzdem schön, und auch der Rest des kleinen Städtchen´s ist sehr idyllisch.

Danach fahren wir wieder zurück in den Kemeri Nationalpark. Da wir dort schon zwei Tage verbracht haben, suchen wir uns natürlich ein anderes Plätzchen. Langweilig wird uns nicht, denn nun müssen wir uns zum ersten mal den Weg frei schneiden. Das Navi und das Handy sind sich uneinig und wir entscheiden uns offensichtlich für den falschen Weg. Wir sind zu hoch und/oder zu breit. Nur wenige Meter vor unserem Ziel versperrt uns dann noch ein dicker Holzpflock den Weg. Wir hieven ihn heraus fahren dran vorbei und stecken ihn wieder dahin zurück wo er herkam. Am nächsten Morgen soll´s weiter gehen, diesmal aber auf dem anderen Weg, der sollte frei sein. Doch schon nach wenigen hundert Metern die bittere Erkenntnis, hier geht´s schon gar nicht. Ein LKW hängt in Schräglage von der schmalen Straße. Vielleicht war der gestrige Weg doch nicht so schlecht. Zur Erinnerung, wir befinden uns im Sumpfgebiet. Also wenden wir, äußerst vorsichtig und hieven dann besagten Holzpflock noch einmal heraus. Es geht da zurück wo wir hergekommen sind. An einer Stelle liegt dann plötzlich ein Pflock in einer schon tieferen Spur. Wir räumen ihn beiseite, fahren weiter und ziehen eine tiefe Furche in den Boden. Künftig werden wir in Sumpfgebieten wohl eher Parkplätze anfahren.

Unser Weg führt uns wieder durch Riga und weiter in den Gauja Nationalpark. Dort wollen wir ein paar Tage bleiben. Wir treffen am Abend ein, haben wieder einen tollen Platz, wir können uns wirklich nicht beschweren. Eine kleine Runde drehen wir noch, dann steht wieder Arbeit auf dem Programm, zumindest für mich. Tinka stinkt jetzt schon einige Zeit völlig zufrieden vor sich hin. Wir können es nicht länger hinaus zögern, darum ist heute Waschtag. Keiner von uns beiden hat wirklich Spaß dran. Aber, was muss, das muss. 

Am Mittwoch schwingen wir uns wiedermal auf die Räder. Es gibt überall Rad- und Wanderwege. Wir radeln nach Turaida. Dort gibt es eine Burg zu bestaunen (wir tun das aber nur von oben) und die Gutmannshöhle. Überall sind Daten und Zeichen in den Stein geritzt, das älteste das wir entdecken ist von 1807.  Danach geht´s weiter nach Sigulda. Wir radeln die Straßen und Radwege ab. Ich gebe mehrmals fast den Geist auf, denn Tinka lässt sich die meiste Zeit über von mir kutschieren. Ich glaube ja sie macht sich extra schwer. Am frühen Nachmittag sind wir zurück beim Womo und mein Projekt vom Vorabend will beendet werden. Tinka wird geschoren. 

Am nächsten Tag brechen wir wieder auf. Wir bleiben noch im Gauja-Nationalpark, fahren aber weiter nach Cesis. Dort schlendern wir wiedermal gemütlich durch die Stadt und einen wunderschönen Burggarten. Am Abend parken wir in der Nähe einer weiteren Sehenswürdigkeit, der Erglu klintis. Andi versucht mal wieder der Technik Herr zu werden und seine Drohnenvideos zu schneiden. Wir spazieren am Freitagmorgen den Weg entlang zum Fluss. Eine große Felswand ist das Ziel, das Echo hier soll Orgelklängen ähnlich sein. Wir kommen nicht dazu das zu überprüfen, denn während Andi die Drohne auspackt, Tinka wie üblich ein Stöckchen durch den Sand schiebt, mache ich einige Fotos von der tollen Landschaft.

Plötzlich reißt es mich aus meiner Konzentration, als ich Andi rufen höre: "Schatz, ich bin abgestürzt."

Erst glaube ich es wäre ein Scherz, dem ist leider nicht so. Die Drohne ist abgestürzt und wie sollte es anders sein, natürlich am anderen Ufer. Sie ist allerdings nicht ist Wasser gefallen, das ist ja schonmal was. Kurz überlegt Andi, gleich ins Wasser zu springen, wir entscheiden uns dann aber doch dafür zur anderen Seite zu fahren. Das ist gar nich so einfach, denn dort drüben sind in der nähe der Absturzstelle keine erkennbaren Straßen. Wir fahren also ungefähr 15 min und einfach mal so nah ran wie eben möglich. Das letzte Stück geht´s direkt in ein Fahrverbot, eine Privatstraße bis zu einem Haus. Andi steigt aus um zu fragen wie wir dort hin kommen. Es wird gerade Holz geschnitten und sofort lässt einer der beiden Männer alles stehen und liegen und bietet Andi an ihn mit dem Quad dort hin zu bringen. Das hat jedoch leider einen Platten, also rein in seinen Volvo und die beiden rauschen ab in eine Waldstraße. Nach  einer Weile kommt er zurück, ohne Andi. Der sucht aktuell natürlich nach seiner Drohne. Er pumpt schnell Luft in den Reifen seines Quad´s und düst dann gleich wieder zurück um Andi wieder abzuholen. Eine Weile später kommt er zurück von einem Ausflug in die Wildnis, wo es außer Wald nur noch haufenweise Bieber gibt. Und glücklicherweise hat er die Drohne mit dabei, unversehrt. Wir quatschen noch ein Weilchen mit den beiden Brüdern und sie erzählen uns von der Jagd, unter anderem Jagen sie auch Bieber. Dann schenken sie uns noch eine Dose Bieberfleisch. Wir sind schon gespannt wie der wohl schmeckt.

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Kommentare: 4
  • #1

    Oma Opa und ilse (Samstag, 20 April 2019 14:30)

    Hallo ihr Lieben
    Ich lese Oma und Opa immer eure Beiträge vor. Wir amüsieren uns dabei köstlich. Sehr tolle Texte und Fotos. Alles liebe und viel Vergnügen weiterhin auf eurer Reise. Ganz liebe Grüße Oma Opa und Ilse❤❤❤

  • #2

    Sonja schameena (Sonntag, 21 April 2019 21:17)

    Jo Andi, mochst di guad ois Friseur- Bianca hod ganz schön viel Vertrauen zu Dir-haha. Tinka schaut a toll aus.

  • #3

    Herbsi (Montag, 06 Mai 2019 11:41)

    Eure Erlebnisse sind echt klasse! Super dass ihr immer auf so nette und hilfsbereite Menschen trefft. Aber wie solls anders sein...

  • #4

    Lük_van_wies (Mittwoch, 15 Mai 2019 12:34)

    Sensationell diese Story! Was wäre eine Reise ohne solle Zwischenfälle. Top Lesestoff um dem Alltag zu entfliehen. LG. Luki
    PS. Großes Lob an die Fotografen